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Sunday, February 24, 2008

Verdaechtiges Pulver

Es war 8.30 und es klingelte an meiner Tuer. Ich erwartete keinen Besuch und ging davon aus, dass es wieder einer der Zeitungsverkaeufer war, der mir ein Abonnement andrehen wollte. Doch meine Vermutung war falsch. Vor meiner Tuer standen zwei uniformierte Postboten, die mir schnell zu verstehen gaben, dass die Lage ernst war. Jemand hatte versucht, mir einen verdaechtigen Brief zukommen zu lassen, aus dem eine pulverartige Substanz austrat. Es befand sich kein Absender auf dem Briefumschlag, doch mir wurde eine Kopie meiner Anschrift vorgelegt, wie sie auf dem Umschlag zu finden war. Es dauerte keine Sekunde bis ich genau wusste, wer mir diesen Brief schicken wollte. Nachdem die Herren mich um Erlaubnis baten den Brief zu oeffnen und zu inspizieren, willigte ich ein und sie zogen von dannen.
Kurz darauf klingelte das Telefon. Man wollte dass ich genaue Informationen ueber den Inhalt des Briefes einhole, doch nachdem der Zeitunterschied zum Herkunftsland dies in jenem Moment nicht zuliess, beschloss ich ihm das Angebot zu unterbreiten, ihn zu einem geeigneteren Zeitpunkt zurueck zu rufen. Er willigte ein und legte auf. Daraufhin fuhr ich fort mit meinen Erledigungen und wurde nur 5 Minuten spaeter durch einen erneuten Anruf unterbrochen. Es war wieder der selbe Mann, der mich diesmal nicht nur um eine telefonische Klaerung bat, sondern mich am Ort des Geschehens haben wollte. Somit begann das Verhoer rund um den misterioesen Brief so wie es in Japan zur Sache geht:

Entschuldigen Sie vielmals die Belaestigung, aber waere es moeglich, dass der Herr X von der Polizei sie abholt. Es tut mir aufrichtig leid, sie stoeren zu muessen, aber liesse sich das fuer sie einrichten?” Nachdem ich eingewilligt hatte kam ein “vielen Dank, entschuldigen sie vielmals die Unannehmlichkeiten, aber der Herr X kommt dann und holt sie ab”.

Wenige Minuten spaeter klingelte es an meiner Tuer. Ich oeffnete und zwei Herren verbeugten sich vor mir, waehrend sie ihre Polizeimarke im Lederetui vor meinen Augen aufklappten. Wir gingen zum Auto, eine silberne Zivilstreife und der kleine, alte Komissar oeffnete mir die Tuer. Auf dem Weg zum Hauptpostlager fragte der juengere Kommissar, ob ich denn oefter solche Substanzen geschickt bekaeme. Ich antwortete mit einem ja, gab ihm aber zu verstehen, dass diese normalerweise in kleinen, unauffaelligen Paeckchen kommen und nicht in gewoehnlichen Briefumschlaegen.

Am Zielort angekommen wurde mir die Wagentuer geoeffnet und der Komissar verbeugte sich vor mir. Wir gelangten in das Gebaeude, ein Treppenhaus fuehrte uns in den ersten Stock und am Ende eines langen Ganges trafen wir auf den agbesicherten Bereich. Hinter einer gelben Absperrung standen fuenf uniformierte Polizeibeamte mit Masken und Gummihandschuhen und sicherten den Bereich ab. Ich wurde vom Haupteinsatzleiter gebeten, den Inhalt des Paeckchens zu erfragen, womit mir keine andere Wahl blieb, als einen internationalen Telefonanruf zu taetigen und zu einem sehr unguenstigen Zeitpunkt mit dem Herkunftsland die Details zu klaeren. Nachdem ich nun genaueste Informationen ueber die pulverartige Substanz hatte, versuchte ich den Maennern, die zuvor noch nie von jenigem gehoert hatten, den Inhalt zu erklaeren. Als mir dies gelungen war, wurde mir eine grosse Stahltuere hinter der Absperrung geoeffnet und wir betraten einen grossen, leeren Raum, in dessen Mitte sich ein Tisch befand. Auf dem Tisch der Umschlag, gehuellt in eine Plastiktuete. Ein Mann in weissem Overall naeherte sich dem Umschlag und nahm Fotos. Die Maenner standen um den Tisch und einer nahm schliesslich ein Cutter Messer zur Hand, um das Kuvert vorsichtig zu oeffnen. Er nahm das Paeckchen heraus, aus dem das Pulver austrat und breitete auch den Rest des Inhaltes auf dem Tisch aus. Wieder nahm der Mann im Overall Fotos. Damit war der Fall abgeschlossen und alle Anwesenden verbeugten sich erleichtert voreinander. Die Polizei entschuldigte sich bei mir mehrmals fuer alle Unannehmlichkeiten und gab mir meinen Brief. Der Inhalt: Zeitungsartikel ueber "Pfushi", verpfuschtes, deutsches Sushi (selbst die japanische Polizei musste doch recht schmunzeln), folgendes Bild:

und ein Paeckchen Pulver fuer roten Tortenguss ;)

...ich habe noch nie so gelacht :)

Die Bilder vom Pfuschi, den Schafen und dem Tortenguss werden jetzt irgendwo im Polizeiarchiv von Tokyo schlummern und immerhin weiss die Polizei in meinem Bezirk jetzt nur zu gut, was Tortenguss ist ;)

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