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Friday, January 11, 2008

Shopping in Japan-eine Zusammenfassung

Ashi ga nagai !” Jeden Tag, egal, wo sie ging, stand, auf den Zug wartete oder ihren Einkaufswagen schob, “ashi ga nagai!”. Am Anfang fand sie es noch toll diesen Satz zu hoeren, stolz war sie ueber ihre 1,75 Koerpergroesse und ihre langen Beine “ashi ga naigai!” oder zu Deutsch “die Beine sind lang!”.

Irgendwie war es amuesant diesen Satz zu hoeren, denn wollte man in der japanischen Sprache ausdruecken, dass jemand gross war, dann lautete das woertlich uebersetzt “der Ruecken ist lang”. Doch bei ihr waren es die Beine. Diese Europaeer und ihre langen Beine. Wenn neben dir ein Japaner sass, dann war seine Augenhoehe auf deiner Augenhoehe, wenn beide aber aufstanden war der Japaner neben dir mindestens einen Kopf kleiner. “Se ga nagai”, “der Ruecken ist lang”.

Dass aber gerade die Frauen ihr hier und da neidische Blicke zuwarfen hatte mitunter sicher auch damit zu tun, dass lange Beine und sowieso solch eine Koerpergroesse bei einer Frau aeusserst selten waren unter den Japanerinnen.

Doch spaetestens mit dem ersten Einkaufserlebnis schwand ihr stolzes Laecheln ueber so viel “ashi ga nagai”, denn die Hosen, sofern eine fuer europaeische Massstaebe sehr schlanke Person diese ueberhaupt bis an den Hintern bekam, waren zu kurz. Das einzige, was sie finden konnte waren Jeans, die in Einheitslaenge verkauft und im Laden dann in wenigen Minuten auf die Laenge des Kunden umgenaeht wurden. Als die Verkaeuferin an der Kasse sie fragte, ob sie die Jeans denn zugeschnitten haben moechte, wollte sie die Hose schon fast beschuetzend aus den Klauen der Kassiererin reissen und die endlich in passender Laenge und Groesse gefundene Jeans nie wieder aus ihren Haenden geben. Es war die groesste Groesse die sie in diesem Laden verkauften und die laengste Laenge die es in diesem Land zu geben schien.

Herrlich, eine Jeans, eine Jeans die passte und lang genug war! Nun konnte sie das “ashi ga nagai” um sich herum wieder etwas mehr geniessen.

Doch da kam auch schon das naechste Problem auf sie zu. Ueberall war es zu sehen und zu lesen, ueberall wurde sie oeffentlich proklamiert und angepriesen, ueberall konnte Frau gewisse Kleidungsstuecke erwerben die auch ohne das Vorhandensein jener solcher weiblichen Rundungen dank Kissen, Aquabags, Luftpolstern und Shape-up Formung das wenige vorhandene zum Hit unter der Bluse werden liessen. In den Zeitungen und Zeitschriften wurden neben Cremes und Saugnapftherapien selbst Injektionen angeboten, die zum Anschwellen der Brust fuehren sollten.

Womit es zu Problem Nummer zwei kam. Ein riesen Problem. Naja, fuer Europaeische Verhaeltnisse eigentlich gar kein Problem, aber hier schon fast ueber alle Masse hinaus riesig. Ueber alle Masse hinaus, das traf den Nagel auf den Kopf. Mit 75 C in Europa hatte man hier schon irgendwas zwischen D und E, wenn es ueberhaupt noch Unterwaesche gab in dieser Groesse. Vor allem tragbare Unterwaesche. Denn neben Leoparden Look und Bonbonrosa verziert mit Schleifchen, Herzchen und Rueschchen musste man sich schon durch den Gold und Glitterdschungel der Push-up BH`s kaempfen, wollte man neben Snoopie und Hello Kitty irgendwo etwas tragbares finden, was nicht zurueck an die frueheste Kindheit, eine kunterbunte Geburtstagstorte oder den Schmuck am Weihnachtsbaum erinnerte. Und endlich, endlich fand sich ein Stueck Waesche, das angemessen war was die Groesse betraf und fast schon uebermessen was das Aussehen anging. Denn um ehrlich zu sein, selbst ihre Oma koennte dieses hellblaue Waeschestueck mit breitem Rueckenband vor 30 Jahren bereits getragen haben. Aber hier ging es nicht um sexy, hier ging es einzig und alleine um praktisch..Die Knopfleiste der Bluse, die im oberen Drittel doch recht angespannt wirkte, konnte man ja zum Glueck mit einem netten Halstuch kaschieren und der BH, ja den sah sowieso niemand und das war auch besser so.

Das Shopping Abenteuer hatte aber hiermit erst begonnen. Der naechste Auftrag waren Schuhe, so ganz einfache, normale Schuhe, die man zur Arbeit anziehen konnte. Groesse 39. Das entsprach hier Groesse LL, das groesste was das Frauenschuhregal zu bieten hatte. Und zum ersten Mal konnte sie mitempfinden mit den armen Maennern in Deutschland, die mit Schuhgroesse 47 echt aufgeschmissen waren. Da war es dann nicht mehr “hmmm, welche Schuhe gefallen mir denn”, sondern “hmmm, welche Schuhe passen denn bloss”. Mehr musste der Schuh schon gar nicht mehr, er musste nur passen, wie bereits der BH.


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